Querschläger - Kultband aus dem Lungau

Die (Vor-)Geschichte von Reini's Lungauer Berghorn

Berghorn

Reini, unser Allroundtalent, von (Brot-??) Beruf eigentlich akademischer Bildhauer, fand eines Tages bei einem Spaziergang im Lessachtal knapp unter der Baumgrenze einen durch Schnee- und Windeinfluss merkwürdig gewachsenen Fichtenbaum. Immer auf der Suche nach neuen, schrägen Instrumenten, überlegte er nicht lange, nahm den Baumstamm mit nach Hause und verwandelte ihn in das unverwechselbare Querschläger-Berghorn, auch "Fichte Natur" genannt.

Wir schrieben einige Nummern für das neue Instrument (Nudlfett, Ra-di-o) und diese waren (und sind) bei Konzerten meist unter den Höhepunkten des Abends zu finden. So weit so gut.

Ungefähr zwei Jahre später erfuhren wir durch einen Brief in Geschichtenform, den wir erhielten, daß Reini's Berhorn schon eine ereignisreiche Vorgeschichte im Lungauer Lessachtal hatte.....

Hier nun die Geschichte:

Das besondere Bäumchen

(von Anna Steinwender)

In einer ziemlich kalten Gebirgsgegend, dem Lungau, wurde ich auf 1700 m Seehöhe aus einem kleinen Fichtensamenkorn geboren. Die ersten 10 Jahre verliefen normal und es gibt darüber nichts Besonderes zu berichten. Doch dann kam ein arg schlimmer Winter und die großen Schneemassen knickten mich ganz zur Seite. Von nun an war ich sehr traurig, da ich keinen geraden Wuchs mehr hatte. Der Almwind machte mir zu schaffen, ich wehrte und sträubte mich dagegen. Es half nichts, ich wuchs zur Seite. Da meine Kraft manchmal stärker, manchmal schwächer war, bildete sich aus meinem Hauptstamm ein Bogen der wie später erzählt wird - in kindlicher Phantasie die Form eines Sesselliftsitzes annahm.

Eines morgens kam mir die Erkenntnis, wehr dich nicht so gegen den Wind, er erfüllt auch nur seine Pflicht. Also fügte ich mich meinem Schicksal und siehe da, von nun an wuchs mein Stamm, meine Wirbelsäule wieder gerade. So lebte ich träumerisch durch viele Sommer und kalte Winter, bis mein stilles Dasein sich jäh ändern sollte.

An einem Sommertag machte eine Familie mit drei Kindern eine Wanderung. Sie kamen vom ziemlich weit entfernten Dorf herauf und alle waren schon etwas müde und erschöpft. Der Weg war steil ansteigend und die Kinder wollten nicht mehr recht weiter. Ich dachte mir, da muss man helfen und wieder Freude bereiten indem ich versuche, die Aufmerksamkeit der Kinder auf mich zu lenken. Ich ächzte und stöhnte ein bisschen und siehe da, eines der Kinder entdeckte mich, rief voll Freude. "Hurra! - Ich habe einen Sessellift entdeckt" und setzte sich voll Begeisterung auf meinen verbogenen Stamm. In seiner Phantasie machte es die Geräusche eines Motors nach und fuhr mit mir bis an ihr Wanderziel. Es war ein Spaß und ließ die Müdigkeit vergessen. Die Kinder gingen oft an meinem Standort vorbei, im Winter zum Schifahren und im Sommer und Herbst beim Wandern und Schwammerlsuchen, aber auch ün Frühjahr um die ersten Alpenblumen zu finden. Immer beachteten sie mich, sei es um sich auf meinem Stamm (meinem Schoß) auszuruhen, oder aber auch um ihren Freunden zu erzählen, wie gut ich zu ihnen schon war und wie viel Mut ich ihnen zum Weitergehen und nicht vor dem Ziel aufzugeben gemacht habe.

 

Viele Jahre sind inzwischen vergangen, die Kinder erwachsen, doch sie vergaßen nicht die schönen Wanderungen und die Kinder- bzw. Jugendaktivitäten. Sie gingen mit Freunden die gleichen Wege und auch denen konnte ich Freude, Entspannung und Übermut bescheren. Somit verlief das zweite Drittel meines Daseins recht humorvoll und lustig, aber ich sollte noch zu etwas anderem bestimmt sein.

Eines Tages zur Sommerszeit kamen junge Männer vorbei und suchten etwas aber ich wusste nicht was. Sie sahen mich von allen Seiten an, gingen um mich herum und redeten und schwatzten viel. Oh Schreck! Sie fanden mich für ihren Zweck geeignet und packten eine Säge aus - mein Waldleben wurde beendet, sie hatten nämlich Großes mit mir vor. Sie trugen mich bzw. fuhren mit mir in eine Stadt und bearbeiteten mich, sie höhlten mich aus und fügten mir große Schmerzen zu. Aber langsam bekam ich den Durchblick und es wurde mir klar was sie mit mir vorhatten.

Es waren Musiker, die mich dermaßen bearbeiteten und mich zu einem schönen alpenländischen Blasinstrument ummodellierten. Welche Freude und neuer Spaß. Angesichts der Vorstellung, dass ich nun in hellerleuchteten Sälen wieder vielen Leuten Freude mache verflog meine frühere Angst schnell. Der Rest von mir (vom Stamm), der an der Stelle wo ich Kinder so viele Jahre glücklich

gemacht habe zurückblieb, ist genau so traurig wie die inzwischen "großen Kinder" über das Verschwinden ihres "Sesselliftes".

Das Erstaunen war groß als sie von der Ursache dieser Bäumchenentfernung bzw. von meinem Schicksal erfuhren.

Ich veredeltes Fichtenbäumchen, ertrage mein Schicksal durch die musikalische Beglückung vieler Menschen mit Freude und denke trotzdem oft mit Wehmut an schöne Zeiten, draußen in der Natur, wo zu jeder Frühjahrszeit neues Leben und Kraft in mir erweckt wurde.

 

Danke